„Der Niklas Keller”

Ende des 17. Jahrhunderts gehörten die Anwesen Hauptstraße 103, 105 und 107 der Familie Memminger, die dort Bier braute, Branntwein herstellte und die Gasthäuser „Goldene Krone” und „Rotes Roß” betrieb. Hier brach am Samstag, den 14. August 1706, der verheerende Brand der Altstadt Erlangen aus, der fast die ganze Siedlung innerhalb von wenigen Stunden in Schutt und Asche legte. Durch Funkenschlag aus einem schadhaften Kamin war eine Fuhre Heu in Brand gesetzt worden, die sofort lichterloh zu brennen begann. Die Ochsen rannten in panischer Angst blindlings in die nahe Scheune, die ebenfalls in Flammen aufging. Zwar baute man bereits 1706/07 die Häuser samt Sudstätte wieder auf, doch einen richtigen Aufschwung erlebte der Betrieb erst, als ihn Karl Philipp Niklas 1866 erwarb. Investitionen u.a. in die Sudtechnik und der Erwerb weiterer Nachbaranwesen ließen die Niklas Bräu in die Spitzengruppe der vier großen Erlanger Versandbrauereien aufsteigen. Schließlich gehörte fast das gesamte Areal zwischen Hauptstraße, Pfarrstraße, Mittlerer Schulstraße und Lazarettstraße zu dem Betrieb. Die damals entstandenen großen Kelleranlagen werden zum Teil heute noch von den Lokalen und Clubs genutzt.

Zur Beschaffung frischen Kapitals erhielt 1895 die Firma eine neue Rechtsform und hieß nun „Erste Erlanger Aktienbrauerei vormals Carl Niklas” (Carl war als Vertreter der zweiten Niklas-Generation 1892 eingetreten). Nach außen warb sie nicht nur mit ihren errungenen Auszeichnungen und Medaillen, sondern schuf sich für ihren Markenauftritt die Symbolfigur des Niklas-Nikolauses. Im protestantischen Erlangen war das aber nicht der klassische Hl. Nikolaus im Bischofsornat, sondern ein sympathisch rauer Geselle, der schon stark an unseren heutigen Weihnachtsmann erinnert. Die Brauerei verfügte auch über eigene Eisenbahnwaggons.

Der erste Weltkrieg brachte der Ersten Erlanger Aktienbrauerei dann ein jähes Ende. Vermutlich aufgrund der weggebrochenen Fernhandelsmärkte und nach einem (nur mündlich überlieferten) größeren Brandschaden wurde die Bierproduktion 1919 eingestellt. Nach dem Übergang des Braukontingents an die Henninger Reifbräu folgte 1922 die Auflösung der Aktiengesellschaft.

Warum die Henninger Reifbräu allerdings die Gastwirtschaft „Zum Niklas Bräu” (später „Wienerwald” und heute Kneipe „Papa Joe's”) und den Niklas Keller am Burgberg nicht belieferte (zu wenig Finanzkraft?), bleibt eines der Rätsel der Erlanger Brauereigeschichte. Während an der Hauptstraße 103 nun das Bier der Hofbräu Erlangen und Bamberg zu haben war, standen spätestens Ende der 1920er Jahre im Niklas Keller Fässer der Brauerei Nürnberg AG auf dem Zapfbock. Deren „Losunger Biere” flossen nicht nur aus den Hähnen einiger bis 1923 an die Brauereien Hübner und Steinbach gebundenen Erlanger Gasthäuser - die jeweiligen Wirte schenkten sie auch auf dem von einer weitsichtigen Erlanger Familie erworbenen Felsenkeller aus.*

Seither befindet sich der Niklas Keller im Familienbesitz und wird ab der Bergkirchweih 2006 von dem Urenkel Michael bewirtschaftet.

* Buchelt, Jochen. 2005: Der Niklas Keller. In: Jakob, Andreas (Hrsg.): Die Erlanger Bergkirchweih. Deutschlands ältestes und schönstes Bierfest - Geschichte, Bierkeller, Rummelplatz. Erlangen. S. 207-208. ISBN 3-921590-89-2. Erhältlich im Buchhandel.